Harald Gehring
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13.10.2008
Rennradfahren in Süddalmatien: Der Reisepass als ständiger Begleiter

Dubrovnik 2008  

Und es gibt sie doch noch, die einsamen, nicht oder noch nicht vom Radtourismus erschlossenen Gebiete in Europa. Wer den Hochburgen wie Mallorca, Andalusien oder auch der Emilia Romagna in Italien einmal entfliehen will, das ständige Grüßen anderer Radfahrer oder das Fachsimpeln über technische Feinheiten Leid ist, der findet in der Gegend um die südkroatische Stadt Dubrovnik, der „Perle der Adria“, mit Sicherheit eine schöne und vor allem ruhige Alternative.

Radfahrer sind im südlichen Dalmatien noch „Exoten“. So ist es keine Seltenheit, dass nach einem kurzen Verpflegungsstopp an einer Tankstelle das abgestellte Rennrad von drei oder gar vier Personen umlagert und fragend bestaunt wird. „Das ist hier völlig normal. Kinder haben Fahrräder, aber Rennradfahrer sieht man hier nur ganz selten. Wenn, dann sind es Touristen“, erklärt der Schweizer Markus Renner, der vor einigen Jahren mit seiner Frau Helen den Schritt aus der Schweiz – dort hatte Renner ein Fahrradgeschäft – nach Kroatien wagte und nun Velotouren in der Region organisiert (www.velotouren-kroatien.ch).

Auch ich wäre mit Sicherheit nicht auf die Idee gekommen, gerade im tiefsten Süden Kroatiens einen Radurlaub zu machen. Da aber berufliche Verpflichtungen mich in diese Region führten und ich aus trainingstechnischen Gründen nicht ganz auf das Radfahren verzichten wollte, kontaktierte ich Markus Renner und mietete mir für die Dauer meines Aufenthalts ein Rennrad. Und weil ich im Vorfeld auch nur Gutes über die Region gehört hatte, hängte ich im Anschluss an die beruflichen Termine zusammen mit meiner nachgereisten Frau noch ein paar Tage Urlaub mit ein bisschen Sport dran.

Und es hat sich gelohnt. Geeignete Straßenkarten in einem für Radfahrer wichtigen kleinen Maßstab findet man hierzulande zwar kaum für die Gegend rund um Dubrovnik, doch auch dafür leistet Markus Renner Abhilfe. Eigens für seine Touren hat er eine Karte angefertigt. Mit dieser in der Trikottasche machte ich mich an den ersten Tagen noch allein auf den Weg und musste schnell feststellen: ‚Hier muss ich für die Auto-, LkW- und Busfahrer mitdenken’. Denn in Süd-Dalmatien wird nicht nur typisch südländisch Auto gefahren, ein Radfahrer auf der Straße ist noch ein „unbekanntes Objekt“. Vor allem Busfahrer haben oft Probleme, den Abstand zwischen ihren 20-Tonnen-Gefährten und uns Radfahrern abzuschätzen.

  Dubrovnik 2008

Ein Problem, das aber nur auf der vielbefahrenen Küstenstraße, der einzigen Nord-Süd-Verbindung in dieser Region, auftritt. Entsprechend gestaltete ich die Touren, versuchte die Küstenstraße zu meiden oder nur als „Zubringer“ zum Hinterland zu nutzen. Und das lässt Radfahrer-Herzen höher schlagen: einsame Straßen, größtenteils guter Asphalt und ein abwechslungsreiches Terrain. Wer kein Problem damit hat, der Menschheit einmal zu entfliehen – auf einigen Teilstücken begegnet man innerhalb einer Stunde vielleicht zwei oder drei Autos – der wird sich in Süd-Kroatien wohl fühlen.

Dubrovnik 2008  

Erarbeitet man sich an einigen Stellen mit schweren Tritten hinauf ins Hinterland atemberaubende Blicke auf die ruhige, felsige Küste Kroatiens und die vielen vorgelagerten Inseln, wird man an der nächsten Ecke aber schon mit der bedrückenden Geschichte des Landes konfrontiert: Häuser, zerstört vom Artilleriebeschuss im Kroatien-Krieg Anfang der 90er Jahre, und Mahnmale, die an die grausamen Zeiten erinnern, passiert man in regelmäßigen Abständen. Die Folgen diverser Kriege und der Zerfall des ehemaligen Jugoslawiens in viele kleine Staaten sind nicht nur augenscheinlich, sie lauern auch an anderen Stellen auf die Radfahrer.

Plant man zum Beispiel eine größere Tour, sollte neben der Verpflegung und dem Kartenmaterial auch der Reisepass in der Trikottasche Platz finden. Stempel hier, Stempel da – will man innerhalb seiner Touren variieren, lassen sich Grenzüberschreitungen nach Bosnien-Herzegowina im Osten oder Montenegro im Süden nicht vermeiden. Man sollte also nicht nur genügend Platz im Reisepass für die zahlreichen Stempel haben, sondern auch die ein oder andere Minute für den Grenzstopp einplanen. Denn Zeit haben die Grenzbeamten anscheinend ausreichend. Lediglich bei einer geplanten Tour ´gen Norden kann man den Reisepass getrost im Hotel oder in der Pension lassen.

Auch die Orte für die üblichen „Pinkelpausen“ sollte man sich gut überlegen, denn nach wie vor wird – unter anderem auch im südöstlichen Hinterland von Dubrovnik – von einer Minengefahr gewarnt. Das Auswärtige Amt warnt noch heute davor, in dieser Region die Straßen und Wege zu verlassen, zumal die Minen oft dicht am Straßenrand verlegt wurden.

  Dubrovnik 2008

Als Ausgangsstationen für Radtouren bieten sich die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärte touristische Stadt Dubrovnik – wenn dort fünf Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig anlegen, kann man in der wunderschönen Altstadt keinen Fuß mehr von den anderen setzen – sowie das ca. 20 km südlich gelegene, malerische Cavtat an. Dort befinden sich auch die Werkstatt und das Lager von Markus Renner. Hotels und Pensionen gibt es in beiden Orten zuhauf und der Flughafen von Dubrovnik ist nur wenige Minuten entfernt.

Dubrovnik 2008  

Und was die beiden anderen Disziplinen betrifft, die ein Triathlet in seinem „Urlaub“ gerne noch ausübt: Wasser hat man im Westen ausreichend und entlang der Küste kann man hervorragend trainieren, wenn der Wind aus der sonst sehr ruhigen Adria nicht gerade ein Wellenbad macht. Die Wassertemperaturen lagen jetzt im September bei etwa 24 Grad, im Frühjahr misst das Mittelmeer aber keine 20 Grad. Laufen kann man fast überall – ob auf Wanderwegen entlang der Küste oder durch die schmalen Gassen der jeweiligen Orte. Eine ebene Strecke sucht man allerdings vergeblich. Und zur vierten Disziplin, der schmackhaften abendlichen Verköstigung, laden sowohl in Dubrovnik als auch in Cavtat viele kleine Restaurants ein.

 

 

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